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Riesiger Spreizer hilft beim Retten

(Artikel aus der Westerwälder Zeitung, s. u.)

Feuerwehr Rennerod knackt mit brandneuem Gerät auch stabilste Autos

Die Autos werden immer sicherer, damit aber auch immer stabiler. Das führt bei der Rettungsausrüstung der Feuerwehren zu Problemen. Die Renneroder Wehrleute sind deshalb besonders stolz auf ihr neues 20 000-Euro-Gerät.

Mit ihrer brandneuen hydraulischen Rettungsschere sind die Renneroder Feuerwehrmänner in der Lage, auch die Holme von den schwersten Geländewagen zu knacken, um eingeklemmte Personen daraus retten zu können.

Bei der Vorführung des neuen, immerhin rund 20 000 Euro teuren Rettungssatzes vor der Feuerwache am Alsberg wurde schnell deutlich, mit welch gewaltiger Kraft die Schere schneidet: Zwischen ihren 182 Millimeter langen, säbelartigen Klingen wirkt eine Kraft von nahezu 90 Tonnen - für die stabilsten Bauteile des momentan schwersten Geländewagens sind "nur" knapp 70 Tonnen Druckkraft erforderlich. Also haben die Retter noch genügend Reserve zur Verfügung.

 

RENNEROD Besonders stolz sind Wehrleiter Heinz-Werner Schütz (Verbandsgemeinde Rennerod) sowie Wehrführer Oliver Güth (Stadt Rennerod) auch auf den Spreizer mit seinen gewaltigen, aber dennoch relativ leichten Armen. An einem alten Pkw, den die benachbarte Autoverwertung Hassa der Feuerwehr kostenlos zum Üben zur Verfügung gestellt hatte, gab es kein Teil, das mit dem Spreizer nicht in alle Richtungen gedrückt werden konnte.

Wie Matthias Haug von der Lieferfirma Baumann und Haug aus der Nähe von Memmingen erläuterte, wirkt aber auch bei den längsten, über einen Meter messenden Spreizerarmen - zurzeit die größten der Welt - an der Spitze (!) noch eine Kraft von neun Tonnen. Die mittleren Arme (82 Zentimeter lang) drücken immerhin schon mit 15 Tonnen und die kurzen (62 Zentimeter langen) Arme sogar mit fast 19 Tonnen. Der bisher bei der Feuerwehr Rennerod sich im Einsatz befindende Spreizer bringt dagegen gerade mal 5,5 Tonnen.

Zudem ist die ganze neue hydraulische Ausrüstung auf unkomplizierte Bedienung ausgelegt und übersichtlich in stabilen Koffern verpackt. Durch eine spezielle Flugzeug-Alulegierung wurde Gewicht gespart, alle Teile können leicht durch ein Bolzensystem ummontiert werden und passen auch zur vorhandenen Ausrüstung, wie zum Beispiel den Rettungszylindern. Aber auch diese können durch neue Teile noch verlängert werden. Auch der Einsatz des Rettungssatzes abseits der Straße in Böschungen oder dergleichen sind komplikationslos möglich, da die Werkzeuge mit 25 Meter langen Hydraulikschläuchen mit der Zentraleinheit verbunden sind und zudem eine weitere Haspel mit 20 Meter Verlängerungsschläuchen zur Verfügung steht.

Die Neuanschaffung war notwendig geworden, weil der alte, schon mehr als 25 Jahre alte Rettungssatz nicht mehr für die neue Fahrzeugtechnik ausreichte, erläuterte der bei der Verbandsgemeindeverwaltung Rennerod für die Feuerwehren zuständige Sachbearbeiter Arnold Riebel, der den ersten Probeeinsatz der neuen Ausrüstung aufmerksam beobachtete. Verlastet wird der Gerätesatz auf das vorhandene Löschfahrzeug LF 16/12.

Wie Schütz und Güth feststellten, wurde bei der Anschaffung sehr gut mit der VG zusammengearbeitet. Beide freuten sich besonders darüber, dass dabei die Feuerwehrfachkräfte die Entscheidungshoheit hatten. Die Feuerwehr Rennerod hatte es sich aber auch nicht leicht gemacht und die Rettungsgeräte verschiedener Hersteller ausführlich an schrottreifen Autos getestet. Dabei hätten die von der amerikanischen Firma Hurst gebauten Geräte schließlich überzeugend das Rennen gemacht, betonten Wehrleiter und -führer. Damit gibt es aber auch eine gewisse Kontinuität bei den Renneroder Floriansjüngern: Denn auch der alte Rettungssatz stammte von Hurst.

Auch wenn das Schrottauto mit der neuen Ausrüstung in kürzester Zeit in seine Bestandteile zerlegt war und damit bewiesen war, dass auch im Ernstfall eine schnelle Menschenrettung möglich ist, ist es den Renneroder Wehrleuten natürlich dennoch am liebsten, wenn es erst gar nicht zum Unfall kommt.

 

Text: Markus Müller, Westerwälder Zeitung

Fotos: Feuerwehr

 

Wir danken der Westerwälder Zeitung für die Genehmigung der Übernahme des Artikels vom 11.08.2006.